Fotos: Falk Wenzel
von Manuela Schreiber
Wenn ein großangelegtes Event 25 Jahre und mit ungebrochener Strahlkraft besteht, kann man schon mal den Überblick verlieren. Vor allem wenn eine Pandemie mit ihren Auf und Abs dazwischengrätscht, mit ihren Einschränkungen, Verordnungen, Lockerungen und wieder Verschärfungen. Als jetzt nun endlich, vom 22. bis 25. Februar diesen Jahres wieder das „richtige“ Happy Birthday Händel stattfinden konnte, stellte sich heraus, dass die Zählung durcheinander geraten war. Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen seit Gründung dieses Events, aber es hatte nicht fünfundzwanzig Mal stattgefunden. Was zählt nun? Eventgründer Max von Arnim machte aus der Not eine Tugend und genau diese Überlegungen zum Gegenstand seiner Reden, die dann an den verschiedenen Orten - Marktplatz bei der Ehrung am Händeldenkmal, der Begrüßung von Mitkwirkenden und Publikum bei Chorklänge aus nah und fern in der Ulrichkirche und der Rede zum Messiah-Konzertabend in der Händelhalle - um die Gründung und das Wieso und Warum von Happy Birthday Händel kreisten und darum, weshalb es dieses Jahr nun doch ein 25jähriges Jubiläum gab. So wurde dieses Vierteljahrhundert Bereicherung im Halleschen Kulturleben nicht an die große Glocke gehängt und dennoch gewürdigt. Gewürdigt vor allem auch die Durchhaltekraft und Kreativität und Unermüdlichkeit des Teams von drei Hand voll begeisterten Freiwilligen, das sich seit Gründung des HBH-Vereins im Jahr… etabliert hat und ohne das ein solch großabgelegtes Ereignis niemals funktionieren würde.
Es gab eine Neuerung: Zum ersten Mal war der Hallesche Stadtsingechor vollständig und bei allen Teilen des Events dabei. Er erfreute am Händeldenkmal, sang einen wunderbaren Ausschnitt aus seinem Repertoire zu den Chorklängen und bereicherte mit seinen vielen jungen und frischen Stimmen den gewaltigen Messiah-Chor zur Konzertaufführung.
Es gab auch einen Rekord: Denn es waren zum ersten Mal zwei irische Chöre beim Chorklängekonzert dabei gewesen: The Limerick Choral Union aus Limerick und der Kammerchor Insieme aus Dublin, die das Publikum mit wunderschönen Arrangements und tief berührenden Chorwerken verzauberten. Außerdem waren wieder KeinChor und Halle d’Accord dabei, die mit sängereschen Höchstform diesen begeisternden Abend der Chormusik abrundeten.
Auch zum Konzert in der nahezu vollbesetzen Händelhalle hieß es, alte Bekannte zu begrüßen: Drei der vier Solistinnen und Solisten hatten schon auf der HBH-Bühne gestanden: Franziska Rabl (Alt), Georg Poplutz (Tenor) und Lisandro Abadie (Bass). Dazu gesellte sich vom Halleschen Opernhaus und neu bei HBH mit glockenreinem Klang die Sopranistin Rebekka Waldhart.
Außerdem gab eine langersehnte Rückkehr: Endlich stand wieder der irische Dirigent Proinnsías O’Duinn auf dem Podium nach dreijähriger Zwangspause durch die Corona-Beschränkungen. Und auch er feierte ein Jubiläum: Immerhin dirigierte er Happy Birthday Händel zum 20. Mal! Und mit welcher Frische, Humor und ungebrochener Leidenschaft, ja geradezu jugendlichem Schwung, das begeisterte nicht nur während der Proben und , sondern war ganz klar am Konzertabend der Hauptkatalysator für eine Aufführung, die es in solcher Qualität wohl noch nie gegeben hatte.
Die zweite langersehnte Rückkehr brachte gleichzeitig Neues und Vertrautes: Endlich konnten die Sängertreffs wieder in den Räumlichkeiten des ehemaligen Diebels am Händelkarree stattfinden, wenn auch dort jetzt das Burgerrestaurant „Hans im Glück“ beheimatet ist und sich durch das neue Konzept auch neue Raumaufteilungen ergeben haben. Das engagierte, freundliche und perfekt durchorganisierte Team ist aber zu großen Teilen dasselbe geblieben und befriedigte die vielen durstigen Kehlen und hungrigen Mägen mit unglaublicher Schnelligkeit. Und schon am zweiten Abend wurden die unzähligen Birkenstämme, die für eine kleinräumige Verteilung der Sitzgelegenheiten sorgen, kaum noch wahrgenommen. Dadurch ergab es sich sogar, dass mehrere der untrennbar mit HBH verbunden Singalongs parallel stattfinden konnten, was einen gewissen Zuwachs an Intimität darstellte, aber trotzdem nicht auf Kosten des Gemeinschaftserlebnisses ging.
Als Fazit war HBH 2024 also ein großer Erfolg, der auf der Verknüpfung von Altbewährt-Vertrautem und Neuem beruhte und genau damit einen Schlüssel in der Hand hält für ein auch zukünftig erfolgreiches Weiterbestehen von Happy Birthday Händel.